2022 Heribert Prantl
Der fünfte „Memminger Freiheitspreis 1525“ wurde an Prof. Dr. Heribert Prantl verliehen. Der deutsche Journalist, Jurist und politischer Publizist wurde bekannt für seine scharfsinnigen wie unerschrockenen Veröffentlichungen, die auf Recht und Gerechtigkeit wie die Wahrung der Menschenwürde abzielen. So ist er als juristisch versierter und vielfach interessierter Journalist und Autor eine wichtige Stimme in der aktuellen Gesellschaft geworden.
„Mit seinen kenntnisreichen und scharfen Analysen unserer Gesellschaft setzt sich Prof. Heribert Prantl unablässig und mit großem Nachdruck für die Wahrung der Menschenwürde, für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit ein“, würdigte Oberbürgermeister Manfred Schilder die Verdienste des Preisträgers um die Pressefreiheit. „Im Spannungsfeld von Recht, Moral und Politik stellt er sich einem fahrlässigen Umgang mit der Wahrheit entgegen und verteidigt die Pressefreiheit als eine der Grundsäulen unserer demokratischen Gesellschaft“ heißt es in der Freiheitspreis-Urkunde für Heribert Prantl.
Heribert Prantl wurde 1953 in Nittenau (Oberpfalz) in eine christlich-engagierte Familie geboren. Schon in Jugendjahren schrieb er für die örtliche Zeitung, wandte sich aber zunächst einem Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Philosophie zu. Er absolvierte beide juristische Staatsexamen und promovierte 1982 zum Dr. jur.
Parallel zu seinem Jura-Studium absolvierte er eine journalistische Ausbildung. Nach aktiver Tätigkeit als Rechtsanwalt, Richter und Staatsanwalt an bayerischen Gerichten, holte ihn die Süddeutsche Zeitung 1988 in ihre Redaktion. Dort schrieb er zunächst im Ressort Innenpolitik, war Mitglied der Chefredaktion und baute ein neues Ressort Meinung auf. Bis 2019 blieb er bei der Süddeutschen Zeitung tätig und konnte sich einem jahrelangen hohen Interesse seiner Artikel und Kolumnen sicher sein. Neben langjähriger Tätigkeit als Dozent und Berater an Journalistenschulen und Facheinrichtungen, wurde er 2010 als Professor an die Universität Bielefeld berufen. Weitere Lehrtätigkeit führte in zu verschiedenen Instituten und Bildungseinrichtungen, u.a. an die Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik im Journalismus der Universität Wien.
Als Publizist und Autor sowie als Gast in politischen Talkshows und Veranstaltungen machte Heribert Prantl stets auf die Unverhandelbarkeit der Grundrechte aufmerksam und forderte eine permanente Stärkung der Demokratie und der europäischen Idee. Auch setzte er sich unter hoher öffentlicher Wertschätzung für ethisches Handeln in der öffentlichen Berichterstattung und Diskussion ein. Seine Beiträge wurden als Richtschnur für freiheitliches Denken und Aushandeln wahrgenommen.
Oberbürgermeister Dr. Manfred Schilder verlieh ihm den fünften „Memminger Freiheitspreis 1525“ am 22. Mai 2022 in der Kirche St. Martin in Memmingen. Die Laudatio auf den Geehrten hielt der frühere Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert im Beisein zahlreicher Ehrengäste. Die damalige LTS-Intendantin Dr. Kathrin Mädler brachte durch eine Verlesung auch bei dieser Preisverleihung die ursprünglichen „12 Artikel“ ins Bewusstsein.
Mit einem „Markt der Möglichkeiten“ auf dem Memminger Weinmarkt zeigten zahlreiche Gruppen, Einrichtungen und Vereine aus Memmingen heutige Teilhabe- und Entwicklungschancen für mehr gesellschaftliche Freiheit auf. In der benachbarter Kramerzunft, dem Ort der 12 Artikel, trugen sich Preisträger Heribert Prantl und Laudator Norbert Lammert in das Goldene Buch der Stadt Memmingen ein. Als eindringlicher und abrundender Apell wirkte die von Norbert Lammert verfasste Schrift „Lasst uns für Europa streiten“ von 2020, die bei einem großen öffentlichen Abendkonzert mit zusammen mit einem Beethoven-Werk vorgetragen wurde.
„Ich danke der Stadt Memmingen dafür, dass sie der Freiheit und den Freiheitsrechten auf den Grund geht", erklärte Prof. Dr. Heribert Prantl. „Der von der Stadt Memmingen verliehene Freiheitspreis erinnert daran, wie tief die Wurzeln reichen: Die Geschichte des Kampfes gegen Unterdrückung, die Geschichte des Kampfes für Freiheit und Menschenrechte in Europa beginnt nicht erst 1789 mit der Französischen Revolution, sie beginnt über 250 Jahre vorher, sie beginnt 1525 in Memmingen mit den zwölf Artikeln der aufständischen Bauern, die sich auf das Evangelium beriefen.“ So früh seien zum ersten Mal Grund- und Menschenrechte formuliert worden. „Das war, das ist spektakulär“, bekräftigte der Preisträger.